Einführung - was ist Interim Management?
Einführung - was ist Interim Management?
Als Interim Management wird die zeitlich befristete Übernahme von Führungsaufgaben durch einen externen Manager bezeichnet. Die Begriffe “Interim Management” oder auch “Management auf Zeit” sind dabei gleichzusetzen.
Die Tätigkeit eines Interim Managers ähnelt dabei in vielem der Tätigkeit angestellter Manager, d.h. sie führen und agieren aktiv im Unternehmen und sind häufig sehr umsetzungsstark. Um dies in einen sauberen rechtlichen Rahmen zu bringen, bedarf es spezieller Rahmenbedingungen für die Tätigkeit von Interim Managern in Unternehmen.
Was sind typische Einsatzgebiete für Interim Manager?
Die Einsatzgebiete von Interim Managern haben sich in den letzten Jahren zunehmend gewandelt. Waren es in den Anfangsjahren hauptsächlich Sanierungs- und Krisenmanager, die als Interim Manager im Rahmen von Sanierungen oder Restrukturierungen Unternehmen durch die Krise führten, so kam in den nachfolgenden Jahren der Einsatz von Interim Managern in der Vakanzüberbrückung für klassische Linienfunktionen hinzu. In der Vakanzüberbrückung werden Interim Manager immer dann eingesetzt, wenn die Besetzung der Position nur zeitlich befristet ist z.B. bedingt durch einen Krankheitsfall, einen zu erwartenden sehr langen Einstellungsprozess oder durch den geplanten, zukünftigen Wegfall der zu besetzenden Position im Rahmen von Unternehmensveränderungen.
Die kurzfristige Verfügbarkeit bei gleichzeitig großem beruflichen Erfahrungshintergrund, machte Interim Manager für diese Einsatzgebiete für Unternehmen attraktiv.
In den letzten Jahren werden Interim Manager zunehmend projekt- oder aufgabenbezogen als Change Manager eingesetzt, parallel zu einem bestehenden Management. Sie kommen dann mit einer spezialisierten Umsetzungskompetenz ins Unternehmen, können sich aufgrund ihrer praktischen Erfahrung sehr schnell in die spezifische Unternehmenssituation einarbeiten und sind damit unmittelbar wirksam.
Auf diese Art eingesetzt sind Interim Manager wie eine zeitlich befristete Erweiterung eines bestehenden Managementteams zu verstehen, können fehlendes Know-How mitbringen, wichtige Führungsaufgaben übernehmen und bis zur erfolgten Umsetzung führen.
Dies ist insbesondere für Unternehmen sinnvoll, die Veränderungen benötigen um zukunftsfähig zu bleiben, denen aber die Zeit oder die spezifische Kompetenz fehlt, diese Veränderungen auch intensiv zu begleiten.
Alle drei Einsatzgebiete sind auch heute noch im Interim Management Markt zu finden, nur die Schwerpunkte verschieben sich zunehmend. So sind im Jahre 2019 in einer repräsentativen Umfrage bereits 35% der Interim Manager als Change Manager tätig, wohingegen 12% in Krisensituationen unterstützen und 21% zeitlich befristet Vakanzen überbrücken (1).
Der Markt für Interim Manager in Deutschland
In Deutschland werden im Jahr 2018 zwischen 9500 (2) und 15000 (3) Interim Manager gezählt. Hierin enthalten sind ausschließlich Interim Manager, die Kompetenzen und Referenzen auf höheren Führungsebenen (CEO, Geschäftsführer, Bereichsleiter, CFO, Personalverantwortliche etc) mitbringen. Als Interim Manager verstehen wir erfahrene Führungskräfte auf erster oder zweiter Führungsebene im Unternehmen.
Die Abgrenzung zu interimistisch besetzten mittleren Managementaufgaben oder Spezialisten wie Controllern, IT Experten, Steuerfachleuten, Personalreferenten etc. ist nicht einfach abzugrenzen. Häufig werden diese auch über Zeitarbeitsagenturen vermittelt. Einige sind auch selbständig tätig. Auf diese große Gruppe von Fachexperten wird in diesem Artikel nicht näher eingegangen.
Auch klassische Unternehmensberater oder Coaches zählen nicht in die Gruppe der Interim Manager.
Interim Manager vermarkten sich in Deutschland entweder direkt oder über Provider.
Interim Management Provider sind Vermittlungsunternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, den angefragten Unternehmensbedarf mit dem jeweils besten und passenden Interim Management Profil zu besetzen. Dafür pflegen sie häufig große Datenbanken mit mehreren tausend Interim Manager Profilen.
Für Ihre Vermittlung eines passenden IM Profils bekommen Provider zwischen 20 bis 40% der vereinbarten Tagessätze als Provision. Eine direkte Beauftragung des Interim Managers durch das Kundenunternehmen wird von Providern vertraglich abgesichert.
Gute Provider kennen “ihre” Interim Manager gut, können den tatsächlichen Bedarf in Unternehmen einschätzen. Wie in jedem Markt sind aber nicht alle gut. Und zunehmend übernehmen Computer das “Matching” von Anfragen und Profilen.
Schätzungen gehen davon aus, daß etwa 38% der Interim Mandate über Provider abgeschlossen werden - Tendenz steigend (4). Und das obwohl über das Internet Unternehmen ihren Interim Manager heutzutage auch sehr leicht selbst finden können.
Alternativ zur direkten Suche im Internet, bieten zunehmend Online-Platformen die kostengünstige Vermittlung (das Matching) von Interim Managern an. Und Verbände und Fortbildungseinrichtungen schaffen Kontaktmöglichkeiten um eine direkte Vermittlung qualifizierter Interim Manager zu ermöglichen.
Was unterscheidet Interim Manager von Unternehmensberatern?
Die Interim Manager bringen jahrelange, praktische Berufserfahrung aus Linienfunktionen oder Interim Mandaten mit. Diese praktische Führungserfahrung unterscheidet sie maßgeblich von Unternehmensberatern, die häufig eine überwiegende Beratungskarriere absolviert haben.
Beide Berufsbilder haben in bestimmten Situationen ihre Berechtigung und ihre Vorteile.
So sind Unternehmensberater bei strategischen Fragestellungen, Analysen und Auswertungen hoch spezialisiert. Auch die Anwendung moderner Tools und Managementmethoden wird häufig von Beratern angeboten.
In der Umsetzung von Strategien haben Berater hingegen häufig Defizite, fehlt ihnen doch hier die praktische Erfahrung. Manche Unternehmensberatungen begegnen dem Wunsch nach Umsetzung von Konzepten durch sogenannte Umsetzungsberater. Wenn diese mit einer entsprechenden praktischen, jahrelangen Linienerfahrung in die Unternehmensberatung gekommen sind, sind solche Profile denen von Interim Managern vergleichbar.
Interim Manager arbeiten stärker in der Umsetzung von Massnahmen. Sie wissen um die Schwierigkeiten in kritischen Führungssituationen wie Restrukturierungen oder Veränderungen und bereiten diese bestmöglich vor. Sie kommen aus der Praxis und können die Situation von Linienverantwortlichen aus ihrer eigenen Erfahrung heraus gut nachvollziehen. Dazu kommen, daß Interim Manager in Deutschland im Durchschnitt bereits in der zweiten Hälfte Ihrer beruflichen Laufbahn sind (80% sind > 50 Jahre alt, (5)) und dementsprechend neben einer langen Berufs- auch eine lange Lebenserfahrung mitbringen.
Welche Vorteile bringt der Einsatz von Interim Managern für Unternehmen?
Interim Manager sind kurzfristig verfügbar und benötigen aufgrund ihrer Erfahrung nur sehr kurze Zeit der Einarbeitung in einem neuen Umfeld. Sie sind sozusagen Experten darin sich schnell auf eine neue Umgebung einzustellen, da sie in ihren Mandaten immer wieder in andere Unternehmen hineinkommen. Auch dieses “Hineinkommen in neue Aufgaben” wird damit ständig angewendet.
Aus Kundensicht wird immer wieder die hinzugewonnene Führungskompetenz genannt, von der ein Unternehmen bei Einsatz eines Interim Managers massgeblich profitiert. Aber auch die konzentrierte Fokussierung auf Ergebnisse und die Fähigkeit Teams zu führen und zu motivieren werden hervorgehoben (6).
Interim Manager bringen eine neutrale Sicht von außen ins Unternehmen - und können die jeweilige Unternehmenssituation sehr schnell einschätzen, denn darauf sind sie trainiert. Durch Ihre Sicht von außen erkennen sie Chancen und Risiken leichter als diejenigen, die im Unternehmen seit langem wirken. Sie können einem Gesellschafter oder einem Geschäftsführer damit ein wertvolles Spiegelbild aufzeigen und mitwirken Veränderungen umzusetzen.
Interim Manager verfügen neben einer Erfahrung aus Linienfunktionen häufig über Kenntnisse im Projektmanagement, Erfahrung in der Umsetzung von Change Massnahmen und über ausgeprägte Branchenkenntnisse.
Interim Manager werden zeitlich befristet bis zu einer definierten Zielerreichung eingesetzt, d.h. der Aufwand und die Kosten sind klar ermittelbar und einem Projekt auch zuzuordnen.
Welche Rahmenbedingungen gelten für Interim Manager?
Interim Manager sind freiberuflich tätig, d.h. sie unterliegen keiner Sozialversicherungspflicht durch das zu beauftragende Unternehmen.
Bei jeder Beauftragung sind für die Beauftragung Massnahmen zur Abgrenzung von der sogenannten “Scheinselbständigkeit” zu treffen, dies trifft umso mehr zu bei längerer Mandatsdauer oder Vollzeitbeauftragung eines Interim Managers.
Für Interim Managern im Angestelltenverhältnis muss hinsichtlich der Regeln zur “Arbeitnehmerüberlassung” geprüft werden.
Die meisten Interim Manager sind allerdings selbständige Unternehmer. Für beide Auflagen gibt es praktikable und vernünftige Lösungen um Unternehmer und Interim Manager vor Überraschungen zu schützen. Verbände und Fachanwälte informieren regelmäßig über die sich ändernden gesetzlichen Auflagen.
Für die Interim Leistung wird ein Dienstleistungsvertrag abgeschlossen, darin sind Aufgabenstellung, Dauer und Intensität (Anzahl Tage pro Woche/ Monat) der Aufgabe sowie die Vergütung geregelt. Auch mögliche Kündigungsregelungen sind hierin definiert, sowie Haftungsregelungen.
Zur Ausübung seiner Tätigkeit benötigt der Interim Manager darüber hinaus vom Unternehmen bestimmte Weisungsbefugnisse:
- dem Interim Manager wird zur Ausübung seines Mandats die Weisung der zu führenden Mitarbeiter des Auftraggebers im Rahmen der Aufgabenstellung übertragen,
- der Interim Manager selbst ist weisungsfrei gegenüber dem Auftraggeber, d.h. er ist nicht direkt und hierarchisch in das Unternehmen eingebunden, sondern agiert selbstständig im Rahmen des an ihn übertragenen Mandats.
Die Tätigkeit des Interim Managers wird auf Basis vereinbarter Tagessätze vergütet. Zusätzlich zu den Tagessätzen werden Spesen abgerechnet. Durch die vertragliche Festlegung der Anzahl der Tage sind die Kosten für den Einsatz eines Interim Managers für Unternehmen sehr transparent.
Geeignete Auswahlkriterien für Unternehmen auf der Suche nach einem Interim Manager?
Sicher ist es nicht so einfach den wirklich passenden Interim Manager zu finden, zumal die Bezeichnung “Interim Manager” nicht geschützt ist oder durch irgendein geeignetes Qualitätssiegel einzuordnen ist.
Für Unternehmen ist es deshalb wichtig den eigenen Bedarf an externer Unterstützung erst einmal so genau wie möglich zu definieren. Selbst wenn sich an dieser Definition im Verlauf der Gespräche mit verschiedenen Kandidaten noch etwas ändern sollte, ohne sich hierzu im Vorfeld Gedanken gemacht zu haben, wird es schwierig den passenden Kandidaten zu suchen.
Welche Linien-/ Funktions- und Branchenerfahrung sollte der ideale Interim Manager mitbringen ins Unternehmen? Ein Finanzprofil, ein Vertriebsprofi oder ein breit aufgestelltes Führungsprofil - diese Frage sollte im Vorfeld geklärt werden.
Welche Branchenkenntnisse benötigt der Interim Manager? - hier ist es manchmal sinnvoll auch nach rechts und links zu schauen und vergleichbare Branchen mit ähnlichen Anforderungen zu identifizieren. Das erweitert die Suchmöglichkeiten und bringt im besten Fall neue Ansätze und Ideen in eine Branche, die der Interim Manager aus einer vergleichbaren anderen Branche aufgenommen hat.
Welche menschlichen und kommunikativen Fähigkeiten benötigt der Interim Manager um gut ins vorhandene Team zu passen und zum Unternehmen? Dabei zu beachten ist, das auch eine bewusst gewählte Ungleichheit - eine Komplementarität - in Managementteams häufig sehr gute Ergebnisse bringt. Also nicht den einstellen, der genau denkt und handelt wie man selbst oder wie alle anderen!
Nach diesen Überlegungen kann man auf die konkrete Suche gehen, sich Lebenswege und Profile zeigen lassen und dann hilft nur eines, gehen Sie in den direkten Dialog mit den möglichen Kandidaten. Telefonieren Sie mit dem Interim Manager und wenn das gut läuft, lernen Sie sich persönlich kennen und versuchen herauszufinden, ob für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit eine solide Basis besteht.
Nach einem Angebot und einer Beauftragung wird ein seriöser Interim Manager immer eine Art Probezeit vereinbaren, sollte es wider Erwarten nicht gut klappen, kann in der ersten Vertragszeit die Beauftragung unkompliziert aufgelöst werden.
Quellenangaben: 1) vgl. EO Executives, Interim Management Report, 2019, S. 6; 2) vgl. DDIM, Dachverband Deutscher Interim Manager, Pressemitteilung Feb 2018; 3) vgl. AIMP Providerumfrage 2018, Marktvolumen-Trends-Projektstrukturen, April 2018, S.6; 4) vgl. EO Executives, Interim Management Report, 2019, S. 4, S. 19; 4) vgl. EO Executives, Interim Management Report, 2019, S. 4, S. 16; 5) vgl. EO Executives, Interim Management Report, 2019, S. 4, S. 7
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